Montag, 31. Juli 2017

Was war.



Sehr schön, aufbauend und energetisch wie gewohnt. Bevor ich hier anfange einen hoffentlichen langen und aufklärenden Post zu machen, muss ich davor etwas machen, was man heutzutage gerne mal macht, und dass vielleicht garnicht so schlecht ist. Ich spreche eine Trigger-Warnung aus. Im folgenden Text werden sehr wahrscheinlich Dinge wie Depression und Suizid angesprochen werden. Wow, Wilhelm, noch aufbauender.... nein, im Ernst. Falls ihr gerade in nem Loch sein, ist das hier vielleicht nicht die beste Lektüre, auch wenn es nicht nur um Dunkelheit gehen soll. So oder so, falls ihr gerade in nem Loch seid, und wie gelähmt, dann sucht euch Hilfe. Redet mit Freunden, und Familie. Depressionen sind ne Krankheit und die sollte wie jede andere Krankheit behandelt werden. Ihr könnt sogar mit eurem Hausarzt drüber reden. Da ist Licht Leute, versprochen. Okay, war ne sehr lange Trigger-Warnung. 

3 Jahre ungefähr seit dem letzten Blogbeitrag, nehmen wir die Kurzgeschichten raus, sogar 4 Jahre.  Was war los? Was ist so passiert?  

Es muss die letzte Woche des Januars 2015 gewesen sein. Ich stand in Jena um 3 Uhr Nachts auf einer Bahnüberführung und hatte mir folgende Reihenfolge in meinem Kopf zusammengelegt: Zum Geländer gehen, Schuhe ausziehen, über das Geländer steigen und dann mit dem Rücken zuerst fallen lassen. Immer wieder ging ich diese Reihenfolge in meinem Kopf durch.Ich musste das jetzt machen, es gab kein Zurück. Davor waren schon andere Versuche vorangegangen, mal mit Rasierklingen, dann wieder mit Tabletten. Doch waren die Schnitte nie tief genug und die Dosen nie hoch genug. Das ich keine Kraft mehr für das Leben habe, hatte ich schon im Sommer 2014 festgelegt. Ich war seit 8 Semestern eingeschrieben für einen Studiengang, wo mir an allen Ecken noch Credits fehlten um überhaupt den Bachelor anzumelden. Mein Bafög war ausgelaufen und bald würde ich auch selbst meine Krankenkasse zahlen müssen.Und selbst wenn ich mir vorstellte all diese Hürden genommen zu haben, so konnte ich mich nicht mehr davon überzeugen, dass es ja danach schon irgendwie weitergehen würde. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Und dann begann dieses bekannte Prozedere. Den Kontakt zu Freunden abbrechen, das Telefonkabel aus der Wand ziehen, damit keine Anrufe durchkommen, Tagelang das Zimmer nicht verlassen. Wenn Leute zu mir durchdringen wollten, hab ich abgewunken und irgendeinen Spruch abgelassen, der ja garnicht so gemeint war. 

Und so stand ich also auf dieser Brücke. Geländer, Schuhe, Springen. Geländer, Schuhe, Springen. So stand ich wahrscheinlich ne Stunde lang rum. Und keine Ahnung, wo dann dieser Umschwung herkam. Vielleicht war es einfach diese Angst, die mich schon die Klingen nicht tief genug in Fleisch bringen ließen. Vielleicht war da auch sowas wie ne kleine Hoffnung. Keine Ahnung. Ich setzte mich in den nächsten Zug nach Berlin, erzählte meinen Schwestern alles, machte mit ihnen einen groben Plan für die nächsten Tage und fuhr nach 2 Tagen wieder nach Weimar. Dort lud ich meine Freunde zu einem Gespräch ein. Am nächsten Tag ging es dann zur Notaufnahme mit ihnen. 21 Tage war ich in der psychatrischen Abteilung der Klinik. Gespräche wurden geführt, Gesellschaftstänze geprobt, Frühsport betrieben und Speckstein geschnitzt. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen höhnischer an, als es war. Ich hab das gebraucht. Leute zu treffen, die ähnliches oder krasseres durchmachen, das Gefühl von Gemeinschaft, sich einen Tagesablauf aufbauen.  Natürlich ging ich nicht aus der Klinik und alles war gut. Eigentlich sollte und wollte ich mich danach für die Tagesklinik anmelden. Ich habe nie ihre Anrufe beantwortet. Auch die Medikamente habe ich nach nichtmal 2 Monaten wieder abgesetzt. Und ich war auch manche Nacht auf der Suche nach Brücken in Weimar... Erst im August 2015 fing ich an, wirklich Fuss zu fassen. Krankenkasse anmelden, Hartz 4 beantragen, sich über die Möglichkeiten einer Ausbildung informieren. 

Und nun 2 Jahre später, sieht alles gerade ganz gut aus. Ich habe meine einjährige Ausbildung zum Sozialassistenten abgeschlossen und beginne in 2 Wochen mit meiner dreijährigen Ausbildung zum Erzieher. Gerade lösen Max und ich unsere WG auf und ich hatte in den letzten Wochen wieder einige zermürbende Selbstgespräche über WG-Besichtigungen  und entgegen aller Befürchtigungen habe ich schon ne Zusage in der Tasche.
Außerdem hat Bob in mein Leben gefunden. Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine junge Frau, die sich kurz nach meinem Krankenhausaufenthalt in mein Leben begab und sich seitdem sehr viel Mühe gibt, es mit mir auszuhalten. Wir beide haben unsere Dämonen, an denen wir zu Kämpfen haben und natürlich kann man sich davon nie vollends gegenseitig befreien, aber wenigstens kann man sie einem Gegenüber erklären. Mittlerweile sind es nun 2 1/2 Jahre und ich fürchte ich bin ein ziemlich langweiliger Partner, aber bis jetzt hat sie sich noch nicht abgewendet, obwohl ich es ihr öfter anbiete.

Puhhh, eigentlich hatte ich gehofft, ich hätte das mit den Texten schreiben nicht verlernt, aber gerade bin ich nicht so wirklich zufrieden mit dem hier. Immerhin sind 3 Jahre vergangen, da hatte ich mir erhofft, dass meine Zusammenfassungen emotionaler klingen. Aber vielleicht sind wir hier schon bei der größten Veränderung. 

Ich habe gern meine Depression mit einer gewissen verzweifelten Romantik verbunden, und es kann sogar sein, dass es manchen Texten die gewisse Note gab. Aber mein Umgang mit meinen Emotionen hat am Ende eine Lösung für mich ergeben. Pragmatismus. Dabei handelt es sich nicht um mein gesamtes Weltbild oder die Sicht auf meine Mitmenschen, sondern viel eher um den Umgang mit meinen Problemen und Ängsten.  Natürlich habe ich immer noch keine Lust in den Briefkasten zu schauen, da wahrscheinlich eh nur GEZ Briefe und andere Rechnungen auftauchen werden, aber was bringt das Ignorieren. Mithilfe des Pragmatismus nehme ich mir viele Ängste. Aber nicht nur die negativen Emotionen schwäche ich so ab, auch Sachen wie Freude verlieren an Strahlkraft. Erzieher werden ist nicht mein großer Lebenstraum. Ich habe ne soziale Ader, ich finde das interessant und anscheinend hab ich da ein gewisses Talent. Es ist eher eine logische Entscheidung, als eine Selbstfindung. Ich mag meine Mitmenschen, meine Familie. Aber ich weiß, dass das alles eine zeitliche Begrenzung hat. Ich freue mich über Hochzeiten und Geburten im meinem Umfeld, doch selbst kann ich mich nicht für sowas begeistern. Es ist alles ein bisschen wie ein Schulter zucken. Man lässt sie danach nicht hängen, aber es ist halt so wie es ist. Ich bin und werde kein Abenteurer mehr. Meine wilden Jahre sind vorbei, obwohl selbst die kaum Gebrauchtspuren aufweisen. 

Ich habe meinen Frieden mit dem Leben geschlossen. Es hat mich viel Zeit gekostet und in unserer Wirtschaftform damit auch Geld, und das wird mich immer ärgern. Aber  nun bin ich halt mit allem ein bisschen später dran. Sonst versuche ich mein Leben ein bisschen nach dieser Philosophie auszurichten. Kein Arschloch sein, bisschen Empathie und bewusstes Handeln in die Außenwelt tragen und einfach mal alles gut sein lassen. Nicht, dass mir das alles immer gelingen würde, aber man kann es ja mal versuchen.

Was kann ich noch sagen? Das hier ist kein Neustart, der Kessel wird nicht neu begonnen. Hab manchmal Bock auf podcasten, aber hab selber kein Plan worüber und wem ich das machen könnte. So lange bleibt mein kreativer Output wahrscheinlich nur ab und zu ein Let´s play zu veröffentlichen. 

Also dann Leute, ich hoffe ihr verliert nicht den Mut eure alltäglichen Kämpfe zu bestreiten, und irgendwie kriegen wir das alles hin. Martin viel Erfolg mit seinen neuen Tracks und Oli viel Kraft für alle folgenden Ereignisse.

Und zum Schluss ein ehrliches Dankeschön an euch da draußen, ihr habt nicht an Bedeutung für mich verloren, egal wie oft man sich sieht. Kuss auf die Stirn. 

euer Wilhelm





 

Donnerstag, 18. September 2014

Starchild


Die Stadt hat uns den Sternenhimmel genommen.

Lasse schaut aus dem Fenster und starrt in das Licht der Straßenlampen, als sie an ihm vorbeiziehen. Er kann dahinter nicht den Nachthimmel sehen, geschweige denn die Sterne. Die Stadt hat uns den Sternenhimmel genommen. Er muss selbst kurz lachen, als überlegt, was er sich da wieder für einen bekloppten Satz ausgedacht hat. Das Lachen bleibt nicht unerhört. Diana dreht die Musik leiser, irgendwelches House-Geschwurbel. "Alles klar dahinten? Was kichersten wieder so?"
"Ja, alles klar, auch wenn sich Franz ein bisschen breit hier macht" Neben Lasse erwacht ein großer schlacksiger Typ mit zerdrückter Igelfrisur  und Farbe im Gesicht aus seinem Halbschlaf. "Was ist los? Alter, ich war gerade am einschlafen. Ich bin fertig, aber sowas von."
Robert, der Fahrer, richtet sich an die Rückbank, ohne seinen Blick von der Straße zu nehmen.
"Wehe, du sagst wieder nicht Bescheid, wenn du wieder Kotzen musst. den Gestank bekomme ich wieder für Wochen hier nicht raus."
"Geht klar, Chef" erwidert Franz und gibt im Anschluss einen gewaltigen Rülpser von sich. Er sinkt wieder nach hinten.
"Aber alles in allem war es doch ein schöner Abend, oder?" fragt Diana. Keiner antwortet. Lasses Blick wandert wieder auf die Lichter der Stadt.


Früher am Abend.

"Und ihr denkt wirklich, das ist in Ordnung, dass ich und Franz mitgekommen sind?" Sie stehen vor einem Wohnhaus, dumpfe Bässe gelangen auf die ungepflasterte Einfahrt. Draußen stehen schon kleinere Grüppchen, die in Gespräche vertieft sind, die stetig an Lautstärke und Gelächter zunehmen.
"Keine Sorge, ich glaube kaum, dass Christian die hier alle kennt." beruhigt sie Diana. Lasse bewegt sich in die erste Etage und bekommt im Gewusel gar nicht mit, dass sich seine 3 Begleitungen in andere Richtungen bewegt haben. Im Esszimmer haben ein paar Mädchen den Tisch in Beschlag genommen und haben anscheinend zwischen all den offenen Spiritousen so etwas wie einen Schminktisch aufgemacht. Mit Wasserfarben verpassen sie gerade unter lauten Gelächter 2 Jungs ein Tigermuster in ihr Gesicht. Lasse beobachtet das Treiben interessiert, bevor sein Blick in die anliegende Küche wandert.

Da sieht er diesen einen Lockenkopf, den er in einem Meer von hunderten Lockenköpfen unterscheiden könnte. Jedenfalls ist Lasse fest davon überzeugt. Kathi. Er nimmt sich eine Bierflasche vom Tisch und bewegt sich auf sie zu. Sie ist gerade in einer angeregten Unterhaltung mit 2 anderen Mädchen. Lasse versucht nicht zu deutlich sie anzustarren, aber ihre Gesprächspartnerinnen haben ihn schon interessiert fokussiert und geben Kathi das Zeichen, sich doch mal umzudrehen. Kathi ist einen halben Kopf größer als Lasse und braucht daher ein paar Sekunden um ihn ins Gesicht zu schauen. Lasse blickt ihr in die tiefblauen Augen. Anscheinend hatte sie auch schon das Vergnügen am Schminktisch Platz zu nehmen. Um ihr rechtes Auge wurde ein schwarzer Stern gemalt. "Hi...ähh...." "Lasse, wir hatten letztes Jahr gemeinsam diese Astro-AG, ich war der mit den .. äh mit den Sportball-Planetensystem" "Ach, ja! Lasse! Hi, wusste gar nicht, dass du mit dem Christian befreundet bist. Ja, cool... und .... wie findest du es hier so..?" "Ja, ist schick hier" Lasse gibt sich innerlich eine Backpfeife. Schick. Wer sagt in ihrem Alter bitte schick?! Er muss das Gespräch am Laufen halten. "Bist ein Starchild, was?""Hä?" "Na wegen deinem Stern, wegen ähm  wie der Sänger von Kiss." "Ich versteh nicht ganz." "Kiss, äh äh die geschminkten Typen.. ähh i was made for loving youuu baby" Lasse hat kläglich versucht Melodie und Tonlage des Originals zu imitieren. Die 2 Damen hinter Kathi sind sichtlich amüsiert und können nun nicht mehr an sich halten. Auch der Rest der Leute in der Küche scheint jetzt dieses Gespräch ihren eigenen vorzuziehen. Kathis Gesicht schwankt zwischen Unverständnis und Belustigung. "Du sorry, aber ich glaube ich hab wirklich keine Ahnung wovon du da gerade singst, oder redest" Lasse sagt nichts mehr. Er sieht sie an und erkennt in diesen Moment, dass sie schon wieder längst an ihm vorbeischaut. "Okay, bis dann" murmelt er schnell vor sich hin, bevor er die Küche verlässt. Er hat sie kaum verlassen, als hinter ihm das große Gelächter entbrennt. "Was für ein Freak!" hört er noch von einer Stimme, die er leider zwischen Hunderten von Stimmen heraushören könnte.

Lasse wandert durch die verschiedenen Räume des gar nicht so kleinen Hauses. Überall hängen Gruppen von Leuten rum, mal nur am Quatschen, manchmal schon am Knutschen, nie ist er allein. Irgendwo muss es doch noch ein Raum sein, wo er allein sein kann. Allein mit seinem aktuellen Selbsthass. Du verdammter Idiot. Er öffnet eine weitere Tür. Der Raum vor ihm ist dunkel. "Ist da wer?" fragt er in die Dunkelheit hinein. Keine Antwort. Er sucht mit der Hand nach dem Lichtschalter und findet ihn nach kurzer Zeit. Als das Licht den Raum erfüllt, wird klar, dass Lasse gerade das Zimmer des Gastgebers ausfindig gemacht hat. Jedenfalls lassen der Computer, das Bett, die verschiedenen Poster britischer Indie-Bands und ein großzügiges Bücherregal darauf schließen. Er hat kurz Zweifel, ob er hier überhaupt rein darf, aber dann fällt ihm ein, dass er ja schon das größte Gespött des Abends geworden ist, also was solls? Warum er überhaupt mitgekommen ist. Er hätte den Abend soviel besser verbringen können. Könnte seinen Ranger auf Level 20 Grinden, könnte endlich mal dieses eine Buch zu Ende lesen, das schon ewig neben seinem Bett liegt, hätte notfalls sogar schon mit diesem Physik-Referat anfangen können. Verdammte Diana und ihre freundliche überzeugende Art. Er beginnt im Regal die Titel abzugehen und sich daraus auszudenken, was dieser Christian denn so für ein Typ ist. Er entdeckt einige Warhammer-Titel, Fantasy und die Bücher zu der Bourne-Reihe. Und natürlich Harry Potter.
"Ich hab da so ne Theorie. Entweder man hat zuerst die Herr der Ringe Bücher, oder Harry Potter. Aber sobald du Harry Potter als Erstes hast, wird man sich nicht mehr Herr der Ringe besorgen."
Lasse dreht sich überrascht um, er hat nicht mitbekommen, wie das Mädchen das Zimmer betreten hat und sich hinter ihn gestellt hat. Er versucht ihr Gesicht, ihre kurzen schwarzen Haare und ihre Klamotten in irgend eine Klasse seiner Schule einzuordnen, erfolglos. "Hi, wollte dich nicht erschrecken." Sie reicht ihm ihre Hand. "Maika." "Hi, Lasse." Und hat äh dieser Christian nun Herr der Ringe?" Sie zeigt auf das Regal hinter ihm. "Ähm, nee glaube nicht." "Ha, wieder ein Punkt für meine Theorie. Woher gehst du auch mit dem Geburtstagskind in eine Klasse?" "Nein, ich bin hier heute nur Mitbringsel von anderen Freunden aus meinem Dorf. Diana, sie ist mit Christian in einer Klasse. Gehst du mit ihm in eine.. weil ich glaub ich hab dich nich noch nie in der Schule.." "Neee" unterbricht sie ihm. "Ich bin die Cousine von Clara. Kennst du?" Sie sieht sein fragendes Gesicht und führt weiter aus. "Ähm Clara, so ne kleine Blonde. Brille. Rotes Gestell. Also die Brille." "Ach, klar. Ja, also vom Sehen" "Naja, und meine Familie besucht gerade ihre und sie brauchte noch für heute einen Fahrdienst, weil sie sich heute Betrinken will und sich an irgendeinen Typen ranschmeißen will.Und nun bin ich hier." Sie lächelt ihn freundlich an. Und Lasse bekommt wieder Panik. Wieder nichts. Worüber soll er reden, was interessiert sie? Was.. "Och nee, der Christian ist einer dieser Bücher zum Film-Typen," Maikas Blick hat sich wieder dem Regal zugewandt. "ich dachte da kommt man erst so mit Ü-40 an." "Na, es besteht ja noch die Hoffnung, dass er einfach eine ziemlich einfallslose Mutter hat, wenn es um Geschenke geht." "Stimmt, dass ein nicht zu ignorierender Störfaktor." "Nennst du deine Mutter manchmal so? Nicht zu ignorierender Störfaktor?" "Eigentlich nicht, aber ich denke das wird sich dann ab heute Abend geändert haben." Beide blicken sich an und müssen anfangen zu lachen. Wann hat er das letzte Mal mit einem Mädchen gelacht, dessen Name nicht Diana war? Zu lange her. Sie gehen jetzt das Bücherregal ab und machen sich über verschiedene Titel lustig, versuchen nur aus den ersten Satz den restlichen Plot zu erfassen. Sie haben a hell of a time.

"Ich dachte ich hab die Tür abgeschlossen?!" Maika und Lasse drehen sich überrascht der Tür zu. Im Türrahmen steht, oder viel eher hängt ein großer muskulöser Typ. Christian, das Geburtstagskind. "Ähm ne die war offen. Soll man hier nicht reingehen? Ent.." "Nein, soll man nicht! Alter, ihr habt es aber nicht auf meinem Bett getrieben, oder so was, oder?!" Auf seiner Stimme ist schon deutlich der Belag einer langen Nacht zu hören. Seine Fahne reicht durch den gesamten Raum." "Bitte was!" Maika stellt sich nun vor Lasse. "Ganz ruhig. Wer seid ihr Beiden überhaupt, kann mich nicht erinnern euch eingeladet zu haben." "Wir sind Bekannte von Diana und Clara." "Okay, raus hier"
Lasse und Maika gehen in der Tür an dem schnaufenden Christian vorbei. Maika geht voraus und Lasse folgt ihr einfach. "Na, dass nen ich doch mal einen Gastgeber." stellt Maika mit einem müden Lächeln fest. "Wollen wir vielleicht rausgehen, ich glaube draußen stand ne Bank." Und Lasse nickt begeistert auf dem Weg greifen sich beide noch eine Mate und er folgt ihr in den dunklen Garten.

1 Stunde später

"Aber glaubst du wirklich, dass sie ihn sinnvoll in den Film einbauen könnten? Er ist ja schon eher Nebenfigur." "Nebenfigur?! Deine Mutter ist eine Nebenfigur!" Lasse muss schon wieder anfangen zu lachen. Noch nie ist er einem Mädchen, falsch, einem Menschen begegnet, der ihn so gut verstanden hat. Er weiß nicht wie lange er schon hier mit ihr hier auf der Hollywoodschaukel unter gesessen hat, aber er hofft, dass es nie endet. Maika blickt in den Sternenhimmel. "Ich habe immer Probleme den Polarstern auszumachen. Er muss doch da beim Großen Wagen und dann irgendwie ein paar mal das Ende...." Lasse hat seinen Mut zusammen genommen und ihre Hand in seine genommen. Er ist sich sicher, er hat sie gefunden. Sie hält kurz inne, dann fixiert sie mit ihren Blick den Boden vor sich. "Lass es bitte nicht so enden. Warum müssen immer solche Partys so enden." Lasse zieht seine Hand zurück. Er versucht sich zu entschuldigen. "Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie... ich wollte nicht also." Sie richtet ihren Blick auf den Himmel, legt ihre Hände zwischen ihre Knie. "Keine Sorge, ich bin nicht sauer. Weißt du, es ist nur, dass es immer so endet. Ich versteh mich gut mit irgendwelchen Typen, wir teilen Hobbies und all den Kram und dann kommt immer dieser Zeitpunkt, wo sie denken, dass ich jetzt ihr Manic Pixie Dreamgirl gefunden hätten. Aber ich will das nicht sein. Ich bin keine Trophäe, ich bin kein Glücksfall. Ich bin jemand der zufällig eure Interessen teilt, die nicht viele mit euch teilen. Ich mag dich wirklich, du bist ein cooler Typ und du hast mir hier ganz ehrlich diesen Abend gerettet. Aber bitte mach das jetzt hier nicht kaputt. Nicht bei diesen Sternenhimmel." Lasse blickt sie an, sie schaut zurück, mit einem gezwungenen Lächeln. Lasse überlegt mehrmals anzusetzen, nach den richtigen Worten zu suchen, aber er glaubt, dass gerade genug gesprochen wurde. Nach 10 Minuten Schweigen, richtet er seinen Zeigefinger auf den Himmel und beginnt zu erzählen. "Also es gibt mehrere Methoden um den Polarstern zu finden. Siehst du da den großen Wagen?" Maika nickt. "Okay, du nimmst vom hinteren Ende die Entfernung der letzten beiden Sterne und verlängerst ihn dann einfach 5mal in der Richtung. Und dann" Lasse zieht mit den Finger die Linie nach. "müsstest du ihn finden. Da ist er." "Ich glaub ich hab ihn. Ist gar nicht so hell wie ich dachte." "Das nimmt er sich jetzt sicherlich zu Herzen." "Sollte er auch, der kleine Mistkerl. DU BIST GAR NICHT SO COOL WIE DU DENKST!" schreit Maika den Polarstern entgegen. Beide beginnen zu lachen. "Maika?! Maika bist du das?" Aus Richtung Haus ertönt die Stimme eines Mädchens, die mehr lallt als das sie ruft. Maika steht auf. "MAIKKKAAA Ich will los! Maika!" "JA, KOMME SCHON! Das ist Clara. Anscheinend war sie nicht so erfolgreich. Okay, ich muss los, es war mir eine Freude dich kennen zulernen, Lasse, Freund der Sterne." Sie verbeugt sich künstlich. Lasse steht auf und erwidert die Geste mit dem Schwenken seiner Arme. "Auch mir war es ein inneres Blumen pflücken, Maika, Ehrenmitglied der Buchkritiker-Gilde." "MAIKA!!!" "Also dann" Sie streckt ihm ihre Faust entgegen. Lasse stößt seine gegen ihre. "Wenn du cool bist, dann addest du mich bei Facebook und schickst mir diese angeblich so witzigen Videos, von denen du mir so vorgeschwärmt hast, du Fake-Gamerboy." "Cool, mach ich." "MAIKA" Maika nickt ihm ein letztes mal zu und verschwindet dann in der Dunkelheit. Lasse blickt ihr kurz nach und beginnt dann zufrieden in den Nachthimmel zu Grinsen.


Zurück im Auto

Sie haben mittlerweile die Stadt hinter sich gelassen. Im leisen Wummern der Musik wandern sie als einziges Auto weit und breit über Landstraßen, links und rechts von Feldern umgeben. Alle Insassen haben sich im gemeinsamen Schweigen vereint. Plötzlich kommen Geräusche von der Rückbank, als ob sich eine Gruppe Kröten an einem feuchten Tennisball verschluckt hätte. Lasse, tippt der eingeschlafenen Diana auf die Schulter. "Ich glaube Franz gehts nicht gut." Die Geräusche werden lauter. "Robert! Franz muss Kotzen" "Ich hab ihn gewarnt, dieser verdammte Dreckssack." Von Franz komm  nur feuchtes Aufstoßen als Antwort. Das Auto biegt auf den nächsten Feldweg ein, legt kurz danach eine Vollbremsung hin und der Fahrer springt aus dem Auto um sofort die hintere Wagentür aufzureissen. Während Lasse Franz vom Sitz schiebt, versucht Robert ihm rauszuheben. Er zerrt den torkelnden Riesen zum Feld, wo nach kurzem Geraschel das wahre Geräuschspektakel beginnt. "Alter, nicht auf meine Schuhe! Versuch doch wenigstens halbwegs zu Zielen!" Diana ist mittlerweile ausgestiegen und fragt in die Dunkelheit hinein. "Schatz, gehts ihm gut!?" "Jaja, der lässt hier gerade alles raus, leider ohne Kontrolle, erinnert an nen kaputten Rasensprenger" Weiteres Geplätscher ergießt sich ins Feld. Lasse steigt auch aus dem Auto. Diana lächelt ihn an. "Hattest du wenigstens halbwegs Spaß heute Abend?" "Ja, doch. Das war ein guter Abend heute." Lasse schaut richtet seinen Blick erneut auf den Sternenhimmel. Hier draußen auf dem Feld leuchten die Sterne noch heller als im Garten, deutlich heller als in der Stadt." Diana tut es ihm gleich. "Schade, dass wir heute keinen Vollmond haben. Und wo ist eigentlich dieser Polarstern. Du weißt das doch, oder?" Lasse nickt und richtet dann seinen Zeigefinger auf den großen Wagen.

Samstag, 12. Juli 2014

Tank

Are you my family?
Can I stay with you a while?
Can I stop off in your bed tonight?
I could make you smile.



Er erschrickt kurz, als das Lied anfängt zu spielen. Hatte er nicht all ihre Lieder aus der Playlist entfernt? Anscheinend hatte er das hier übersehen. Er klickt auf seinen Musicplayer, hält kurz inne und skipt dann zum nächsten weiter. The Prodigy. Besser. Zurück zum Reedit-Forum und diesen einen AMA, an das er sich heute mittag erinnert hat. Als es in seinem rechten unteren Bildschirmrand anfängt zu blinken, überlegt er kurz es wegzuklicken, entscheidet sich aber um. 

sophistcat: Bist du da!?! Tan will noch ein Spiel machen, aber Bob ist raus für heute. Er meinte auch es wäre das letzte für heute! 

Iamrubber: Nee, bin auch schon ziemlich fertig

sophisticat: Erzähl kein scheiß! Es ist noch nicht einmal 2! Ein Spiel! Versprochen! Bist unser 5. Mann! Biiitttteeee

Iamrubber: ... okay

sophisticat: Beste wo gibt! Komm TS!

Er klickt auf das Icon auf seiner Taskleiste und überspringt das Intro. Kurz danach öffnet er das Voicechat-Programm und betritt den Spielraum. 

Toastbro: erzähl nicht! Und was meinte Kathi dann dazu?

Evilpipe: Nicht viel. War halt nur nicht so begeistert von der Idee. Oh hey, hat die cat also dann doch noch einen angeschafft. Hi Rubber!

Toastbro: Hi! Doch mal wieder am Start! Wurde auch mal Zeit! Nach 3 Wochen solltest du auch mal langsam alle deine Taschentücher aufgebraucht haben. Egal durch welche Maßnahme! 

Iamrubber: ...

Toastbro: Ach komm schon! Melli war schon ne Nette, aber du bekommst doch bestimmt da auch noch andere schöne Schnecken ab. Hab ich recht oder hab ich recht.

sophisticat: Klappe jetzt! Versuch du erst einmal ein Mädchen länger als eine Nacht für dich zu begeistern, am besten dann auch mal eine die nüchtern ist.

Toastbro: Schätzchen, für dich hab ich immer...

Kreitan: Leute, wollen wir heute vielleicht noch ein Spiel gewinnen, oder wird das wieder Hans Meiser für Arme. Konzentration bitte. Den ganzen Abend nur auf den Sack bekommen, mittlerweile müssten wir im Matchmaking so niedrig sein, dass wir wirklich in Betracht ziehen sollten, stattdessen nur noch Spiele wie Candy Crush anzugehen. 

Toastbro: Da würde ich dich im 1 vs. 1 auch an die Wand klatschen!

Kreitan: Ich schick jetzt die Invites raus. Ich verlange ja nicht viel, nur einen verdammten Sieg.

Das Spiel-icon blinkt und er nimmt den Invite an. In einer Leiste blinken die einzelenen Spielernamen auf. 
Spieler 1: Kreitan
Spieler 2: Toastbro
Spieler 3: Evilpipe
Spieler 4: sophisticat
Spieler 5: Iamrubber  

Kreitan: Okay, die Rollenverteilung bleibt die Gleiche. Rubber, du übernimmst wieder die Rolle des Tanks. Geht klar, oder? 

Iamrubber: kay.

Kreitan: Dann los.

Die Leiste färbt sich grün, das Bild wechselt, am unteren Bildschirmrand füllt sich ein Ladebalken. Er blickt hinter sich auf sein Bett. Da liegt sie , arbeitet an ihren Zeichnungen, singt halblaut zu ihrer Musik aus den Kopfhörern. Und immer wenn sie mitbekommt, dass er zu ihr blickt, lächelt sie ihn an und ruft ironisch Sachen wie "Du packst das Tiger, sei mein Held in strahlender Rüstung!" Sein Bett ist jetzt leer, ein Berg von Wäsche hat ihren Platz eingenommen.

Das Spiel startet. "Krevons Desert /Deathmatch" Eine düsterne tiefe Stimme begrüßt die Spieler. "Lets Fight! Choose your Class"

Evilpipe: Was es geht schon los! Ich muss hier noch einen fertig bauen! Wartet kurz.

Toastbro: Lol!

Kreitan: Das kann doch nicht wahr sein!

In der Ecke erscheinen neben Spielernamen nun die Klassen.
Spieler 1: Kreitan / Engineer
Spieler 2: Toastbro / Medic
Spieler 3: Evilpipe / Sniper
Spieler 4: sophisticat / Gunman
Spieler 5: Iamrubber  / Tank


Der Bild ändert sich erneut. Er ist nun im Spiel. Er sieht seine Figur mit dem Rücken vor sich stehen. Ein muskulöser Gigant in roten Rüstungsteilen, in beiden Händen einen riesigen rostigen Hammer. Neben ihm erscheinen die restlichen Spielfiguren.

Toastbro: Rubber, hast schon meine neuen Schulterplatten gesehen! Sind Legendary! Lucky Toasty is lucky!

sophisticat: Glück im Spiel...

Kreitan: Okay Leute, ich denke die anderen werden entweder in Villagers Point Stellung nehmen, oder über
 Sharp Edge reinkommen. Evil, du beziehst am besten in den südlichen Hügeln Stellung, verstanden?

Evilpipe: ....

Kreitan: EVIL!

Man hört ein Feuerzeug klicken und wie jemand tief inhaliert.

Evilpipe: Hust.. ja..hust... verstanden. Entspann dich mal. Bin ja schon dabei.

sophisticat: Okay, also ich würde mich allein Richtung Villagers Point bewegen und der Rest bewegt sich auf Sharp zu?

Kreitan: Endlich mal jemand, der was von dem Spiel versteht. Okay, los gehts.

Die Figuren verteilen sich. Beinahe automatisch setzt er seine Figur in Bewegung.

Es ist ein Mittwoch, es scheint die Sonne, aber die Wolkendecke verdichtet sich schon. Sie sitzen sich in einem Cafe gegenüber, eigentlich war es nie ihr Favorit, aber heute wollte sie sich nach der Uni hier mit ihm treffen. "Was ist los, du klangst besorgt am Telefon." Sie greift sich mit der einen Hand in die Haare und verbleibt so kurz. "Ich kann nicht... ich kann das hier nicht mehr." Er fragt, "was meinst du", obwohl er genau weiß, was sie meint. "Du, du nimmst mir die Luft. Beziehung heißt für mich nicht, dass man nur noch mit dem Partner Sachen man, ich meine... ausgehen und so. Ich bin nicht dein Eigentum." "Ist es wegen der Sache bei Krissis Party, ich hab mich doch schon entschuldigt! Ich hatte einem im Tee und du musst zugeben, der Typ ist dir den ganzen Abend nicht von der Seite gewichen." "Und selbst wenn, denkst du nicht, dass ich das nicht alleine regeln könnte! Vertraust du mir nicht? Ich bin es leid, mich ständig von der Ausfragen zu lassen. Ich dachte du würdest mich lieben, aber ich glaube manchmal du hast nur einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt." "... ich will doch nur... ich mein..."

RUBBER!!! WAS MACHST DU!

Sie sind in einen Hinterhalt geraten, 2 Assaults haben sie von hinten angegriffen.

Kreitan: Rubber! Verdammt noch mal! Konzentrier dich! Toastybro, heil mich verdammt nochmal!

Toastybro: Ich dachte erstmal draufhalten wäre hier angebrachter...

Kreitan: Hör auf zu denken! Verdammt, diese Drecks Wurfklingen müssen dringend generft werden, die Dinger sind einfach imba! Rubber was ist nun!?

sophisticat: Holger, bist du da?! Alles klar?!

Iamrubber: Alles klar.

Er zieht seine Figur in Richtung Angreifer und nutzt seine Boosterfähigkeit, um ihnen entgegen zu stürmen.
Währenddessen baut der Engineer weiter an seinem Geschütz und bekommt Healingboosts von seinem Medic, der sich hinter ihm aufgestellt hat.

Kreitan: Nur noch ein kleines Stückchen!! Koommmmm schooonnn!

Die Assaults konzentrieren sich mit ihren Attacken weiterhin auf den Engi vor ihnen. Der Tank zieht seinen Hammer und erzeugt einen Bodenschlag, der beide Angreifer zurückwirft.

Kreitan: Das Geschütz steht!

Im Spiel erscheint ein Geschützturm, der sofort das Feuer auf beide Gegner eröffnet, sie versuchen sich noch an einem Rückzug, aber er versperrt ihnen mit seiner Figur den Weg.

5 VS 3! vertönt die Stimme im Spiel.



Toastbro: Na, das lief doch! E-Sport, wir kommen!

Plötzlich ein Knall, der Medic fällt tot zu Boden.

4 VS 3

Toastbro: Achhhh kommt schon! Sniper sind der Abschaum der Spielewelt! Nichts für ungut, Evil.

Evilpipe: Was.

Erneut hört man deutliches Inhalieren.

Kreitan: Verdammt, wo steht der Dreckskerl. Cat, hast du was gesehen?

sophisticat: Ne, sorry, wahrscheinlich westlich von euch.

Erneuter Schuss, der Engineer geht zu Boden.

3 VS 3! COMEBACK

Kreitan: Dieser verdammte Dreckskerl. Das ist bestimmt so ein 12 jähriger Fatzke, der sich schön von Papis Kreditkarte erstmal schön die Xp-Booster besorgt hat! Ich hasse dieses verdammte Spiel! Ich hasse es!

Evilpipe: Ich seh ihn.

Kreitan: WAS!?

Erneuter Schuß.

3 VS 2!

Evilpipe: Ich bin Sniper und mir gehts gut, am Tag packt mich die Tötungswut, ich lad mein Gewehr und schieß den Gegner...

Evil beginnt zu summen.

Kreitan: Warum erst jetzt! Warum nicht vor 30 sek.

Evilpipe: Vor 30 Sekunden habe ich ihn noch nicht gesehen.

Kreitan: Das kann doch alles nicht wahr sein.

sophisticat: Jungs, ich hab hier ein Problem, die haben mich gesehen. Und nun kommen sie hierher.

Kreitan: Pipe gib ihr Rückendeckung! Rubber, konzentrier dich und beweg dich da hin, los!

Evilpipe: Er ist Holzfäller... ja ja. ... verdammt.

Kreitan: Was!

2 VS 2!

Evilpipe: Jetzt haben sie mich gesehen. Engi mit Drohne means no fun time for me.

Toastbro: Also ich fühle mich gerade hier prächtig unterhalten. Pipe, erinner mich dran, dass ich dir gleich noch das eine Video schicke. Ist der Hammer!

Kreitan: Klappe! Ihr alle. Cat, siehst du die Gegner?

sophisticat: Nope. Rubber, wo bleibst du?

Iamrubber: Bin gleich da.

Er hämmert immer wieder auf seine Turbotaste, während er konzentriert auf die Minimap auf seinem Bildschirm schaut.

"Das hier ist die Melli, sie studiert mit mir." "Hi, ich bin Holger" "Freut mich" Diese Augen, noch nie hatte er so schöne Augen gesehen.

sophisticat: Rubber, ich brauche dich jetzt! Meine Schilde gehen flöten.

Zaghaft hilft er ihr aus der Bluse. Er zittert als er es über ihren Kopf hebt. "Du.. du bist wunderschön" Sie lächelt ihn an, küsst ihn. Dann führt sie seine Hände an den Rücken, zu den Klammern ihres BHs.

Kreitan: Das schafft er nicht, sie haben nichts womit sie drei besiegen können.

Iamrubber: Ich sehe dich. Wenn ich es dir sage, wirfst du alle deine EMPs.

sophisticat: Was hast du vor?

Toastybro: Kamikaze. Alter Falter.

Kreitan: Das klappt niemals! Versuch es lieber mit den Einzelnen! Wenn du einen davon verpasst...

Iamrubber: Klappe.

sophisticat: Dein Schaden wird nicht ausreichen!

Iamrubber: Sophia, den Rest wirst du machen. Du kannst das. JETZT!

Sophisticat wirft mehrere Granaten hinterneinander auf die 3 Gegner vor ihr, die sich auf eine Stelle gedrängt haben. Blaue Blitze erfüllen ihre Figuren, ihre Schilder sind für ein paar Sekunden unterbrochen. In diesem Moment springt der Tank hinter dem Gunman hervor. Er pulsiert in einem grünem Licht. Die Gegner versuchen noch nach hinten auszuweichen, doch schon dort explodiert der rote Gigant in einer gewaltigen Explosion. Die Angreifer werden nach hinten geworfen.

Hi Holger, ich soll dir von Melli ausrichten, dass du ihr bitte keine weiteren Nachrichten schicken sollst. Sie kann damit gerade nicht umgehen. Grüße...

1 vs 3!

Iamrubber: Und nun mach sie fertig.

Bevor der Engineer sich aufrichten kann, wird er von einem Kopfschuß niedergestreckt.

1 vs 2!

Die anderen Beiden erkennen langsam ihre Lage. Noch sind sie in der Überzahl. Der Gunman vor ihnen wechselt seine Waffe. 2 kurze Schrottflinten richten sich auf sie.

1 vs 1! Doublekill!

Triplekill!

Your Team won!

Er klickt sich durch ihre Deviant-Gallerie. Und da ist noch diese eine Zeichnung. Sein Kopf auf den Körper seiner Spielfigur. Es war ein Geburtstagsgeschenk. Sie hat die Widmung mittlerweile retuschiert, auch die Bildbeschreibung wurde gelöscht. 

Toastybro: Hammer! Geiles Ding Cat! Kannst ja doch was!

Kreitan: Gute Arbeit, so sieht also gleich nochmal der Sieges-Schriftzug aus. Sehr schön. Obwohl ich nicht so konform mit eurer Kamikaze-Aktion gehe. Trotzdem schöne Arbeit Leute. Sogar du Pipe.

Evilpipe:...

Kreitan: Pipe?! Ist der Typ schon wieder eingepennt. Hoffentlich hat er wenigstens seine Kippe davor ausgemacht. Okay ich hau mich dann mal hin. Ich schieb Pipe davor noch in nen anderen Raum. Machts gut.

sophisticat: Schlaf gut.

Evilpipe und Kreitan haben den Raum verlassen.

Toastybro: So meine Hübschen, was stellen wir drei heute noch so Dreckiges an?

sophisticat: Auf deinen plötzlichen Herzstillstand hoffen.

Toastybro:  Uhhh harsch. Bin ja schon weg. Gute Arbeit ihr beiden. Vielleicht klappts ja auch im Bett so gut zwischen euch!

sophisticat: Verpiss dich endlich.

Toastybro hat den Raum verlassen.

sophisticat: Und erneut Frage ich mich, wieso ich diesen Typen noch in meiner Freundesliste habe... Das war wirklich gute Arbeit von dir vorhin, Holger. Du bist zum Tanken geboren.

Iamrubber: Danke. Ich glaube ich werde...

sophisticat: Du hast die ganze Sache immer noch nicht überwunden, oder? Ich versteh das. Liebe ist ein dreckiges Miststück. Und trotzdem, egal wie bescheuert es in deiner jetzigen Situation klingt, du wirst daraus stärker hervorgehen. Nur gerade musst du einfach lernen loszulassen. Du bist ein guter Kerl, aber verstehe Melli, wenn sie meint, dass du die Rolle des Partners zu ernst nimmst.

"Hey, was willst du eigentlich von Melli?!" "Was willst du denn jetzt von mir" Er geht noch einen Schritt näher auf den Typen zu. "Du weißt schon, dass sie in Begleitung hier ist, oder?" Obwohl seine Augen schon glasig sind, versucht er die Augen seines Gegenübers zu fixieren. "Holger, was soll der Scheiß, lass Fred in Ruhe" "Lass ja deine Finger von ihr, sonst" "Sonst was" Er spürt wie seine rechte Hand eine Faust bildet.

sophisticat: Ich merk schon, du bist noch nicht bereit für diese Art von Gespräch... Okay, ich werde auch Feierabend machen. Du musst mich aber auch mal wieder besuchen kommen! Tut dir bestimmt nur gut! Pass auf dich auf Großer. Gute Nacht.

sophisticat hat den Raum verlassen.

Iamrubber: Gute...

Er schließt das Spiel und den Voicechat. In einem Tab ist noch ihre Facebook-Seite geöffnet. Er überlegt auf "eine Nachricht senden" zu klicken, dann schiebt er die Maus auf das X in der Ecke. Er ist müde. Und morgen ein neuer Tag. 

Mittwoch, 9. Juli 2014

Kundenbetreuung

Schon beim Betreten des Treppenhauses, weiß er, dass sich hier nicht alles zum Besseren geändert hat. Er  bahnt sich seinen Weg auf der Treppe durch allerlei Schutt und Kleinkram. Dabei vermeidet er das Geländer zu berühren, da es auch, wie der ganze Rest hier, von einer Staubschicht bedeckt ist. 2. Stock. Er schaut auf das Klingelschild, als ob er sich nicht sicher wäre, dass er hier noch wohnt. Natürlich ist er nicht umgezogen, wohin denn auch. Er klingelt. Schaut noch einmal an sich herab um sicher zu gehen, dass er wirklich sauber oben angekommen ist. Keine Reaktion. Er klingelt erneut. Immer noch nichts. Er räuspert sich hörbar und beginnt gegen die Holztür zu klopfen. Energisch, aber mit dem Versuch noch höflich zu bleiben. Dann hört er ein Rumpeln, anscheinend bewegt sich da doch noch was. "Bin gleich da" klingt durch die Tür. Mit einer energischen Bewegung wird sie aufgerissen und da steht er nun. Sein Haar wild und ungekämmt, der Bart darunter fleckenhaft, weniger voll, aber auch wildgewachsen. Seine braunen Augen wirken, obwohl sie gerade weit aufgerissen sind, von einer nebelhaftigen Müdigkeit belegt. Er trägt ein T-Shirt, dass faltig und fleckig ist. Anscheinend war darauf mal eine Comicfigur abgebildet, aber schon zu viele Teile sind ausgewaschen. Seine Jeans hängt ein wenig, der Gürtel baumelt lose daran. "Habe ich sie geweckt?" "Ähmm.. nicht direkt...also wach war ich schon... bin nur noch nicht dazugekommen, aufzustehen." Der Gast schaut auf die Uhr. 16:36.

"Wir waren verabredet, kann ich reinkommen?" "Selbstverständlich" Der Mann geht mit dem Gast den Flur entlang. Beim Gehen erhascht er einen Blick auf sein Zimmer. Würde er es nicht besser wissen, er würde davon ausgehen, bei einem Messi zu Gast zu sein. Der Boden ist mit Verpackungen und Klamotten verpackt, das Bett noch kaum erkennbar, die Fenster verhangen, nur in der einen Ecke strahlt das Licht des Laptops. Doch hier findet das Gespräch nicht statt. Er wird in die Küche geführt. Die ist sogar überraschend sauber. Weil sie kaum in Benutzung ist. In der Spüle stehen ein paar Gläser. Und Staub. Überall dieser verdammte Staub. Er bekommt einen Sitzplatz angeboten. "Möchten sie was Trinken? Ich hätte Wasser.."
"Danke, nein. Bevor zu ihrer Forderung kommen, würde gern mit ihnen noch einmal ihren aktuellen Stand durchgehen. Nur damit wir auch wirklich die richtigen Angaben haben. Sind sie damit einverstanden?"
 "... okay, eigentlich hatte ich gehofft, dass schnell über die.."
"Aktuelles Alter?"
"24"
"Aktuelle Beschäftigung"
"....Student"
"Welches Studienfach?"
"Medienkultur"
"Master?"
"Bachelor" Der junge Mann sinkt langsam in seinen Stuhl, sein Blick konzentriert sich auf das Wasserglas vor ihm.
"Sie sind damit also im... 8. Semester. Korrekt?"
"Genau... ganz ehrlich ich verstehe nicht, wieso wir das alles durchgehen müssen, wenn ich doch eh nur kündigen möchte"
"Herr S. Ich bin mir dessen im Klaren, dass der Grund dieses Gesprächs in dem Wunsch ihrer Kündigung liegt, aber ich vertrete hier ein Unternehmen, dass es sich zur Aufgabe gemacht ihren Klienten einen Service anzubieten, der direkt auf die Wünsche und Gegebenheiten des Individuums zugeschnitten ist."

"Aber.."
"Nebenverdienste?"
"Ich habe als einen Job als Aushilfe."
"Sind sie damit zufrieden?"
"Wie meinen sie das? Von der Bezahlung her? Die Atmosphäre?"
"Beantworten sie einfach die Fragen"
Er schüttelt kurz seinen Kopf, will schon wieder für eine weitere Frage ansetzen, doch er erkennt, dass er es nur so in die Länge ziehen würde. Er will die Sache hinter sich bringen.
"Die Bezahlung reicht zum Leben, ich quäle mich nicht dorthin, aber am Ende des Tages ist es stumpfe Arbeit."
"Wann werden sie ihr Studium beenden?"
Erneuter Blick auf das Wasserglas. Seine Hände umschließen das Glas, er versucht einen Fleck wegzukratzen, der gar nicht da ist.
"Ich weiß es nicht. Es sieht gerade nicht danach aus, dass es bald passieren wird. Ich scheine meinen Antrieb verloren zu haben, irgendwo auf dem Weg... ich.. entschuldigen sie. Ich kann ihnen keine klare Antwort geben"
Der Mann im Anzug sieht nicht auf, er schreibt weiter in seine Formulare.
"Haben sie sich schon überlegt ihre Karrierepläne in eine andere Richtung zu lenken, in einen eher praktischen Bereich"
"Ja, habe ich"
Es wird klar, dass er nun extra mechanisch antwortet. Das Treffen verläuft nicht so, wie er sich das vorgestellt hat.
"Und?"
"Ich bin jetzt seit 4 Jahren hier und so kurz vor dem Ziel. Es sind die letzten Schritte, dann kann ich dieses Kapitel abschließen"
"Was sie aber immer noch nicht geschafft haben."
Der Mann schaut immer noch nicht von seinem Formular auf.
"Was fällt ihnen eigentlich ein! Ich habe sie nicht hierher bestellt, um mich einer psychoanalytischen Untersuchung zu unterziehen! Ich möchte den Vertrag auflösen, das kann doch nicht so schwer sein!" Herr S. ist von sich selbst überrascht, er ist lauter geworden als er eigentlich wollte. Er kann sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal seine Stimme so erhoben hat.
Der Mann blickt auf, er rückt seine Brille zurecht und schaut ihn wieder direkt an.
"Herr S. ich bitte sie erneut um Geduld. Wir sind gleich mit der Befragung durch."
Der junge Mann sackt zurück in seinen Stuhl, fassungslos aufgrund seines Verhaltens und des seines Gegenübers.
"Herr S. sind sie glücklich?"

Die Männer schauen sich einen Moment stumm an. Dann beginnt S an zu lachen. Es ist kein ausgelassenes Lachen, es klingt zynisch und schwer, als ob er es über die Zeit verlernt hätte.
"Glauben sie wirklich ich hätte sie hierher bestellt, wenn ich glücklich wäre? Sehen sie mich an. Ich bin Mitte Zwanzig und stehe immer noch dort, wo ich mit Anfang Zwanzig stand. Ich trete auf der Stelle und das obwohl es nicht einmal die schönste Stelle ist. Das Interesse an meinem Studium hat sich verlaufen, obwohl ich dummerweise noch nicht einmal damit fertig bin. Die erste Frage, die mir in meiner Heimatstadt gestellt wird, ist wie lange ich denn noch studieren muss. Kein Tag beginnt vor 11 Uhr, da mir davor anscheinend jegliche Motivation fehlt. Meine Eltern geben sich geduldig, aber ich kann die Enttäuschung und Besorgnis in ihren Augen sehen. Meine Freunde, es verwundert mich selbst, dass es noch solche Leute in meinem Leben gibt, sprechen das Thema entweder gar nicht mehr an, oder versuchen mich erfolglos zu motivieren. Allgemein sind die Gespräche mit Freunden sehr einseitig. Entweder ich habe nichts Neues aus meinem Leben zu erzählen, oder ich möchte nichts erzählen. Weil es mir alles so sinnlos erscheint, weil mir selbst der Spaß an Smalltalk vergangen ist. Die einzigen romantischen Gedanken verschwende ich an Frauen, die schon längst aus meinem Leben getreten sind. Ich sehe wie andere Leute um mich herum in ähnliche Lagen geraten wie ich, aber es von selbst aus schaffen, alles wieder in den Griff zu bekommen. Ich schaffe es nicht einmal in diesen falschen glücklichen Zustand des Betrinkens zu flüchten. Selbst dafür fehlt mir der Antrieb, verstehen sie es nun. Ich will nicht mehr, weil mich selbst nicht ertragen kann."

Der Gutachter hat während dieses ganzen Monologs still den Blick des jungen Mann ertragen. Nun widmet er sich wieder seinem Formular. S. ist plötzlich unfassbar müde. Das was er sagte war nicht befreiend, es fühlt sich eher so an, als ob er den Schlamm in sich aufgewühlt hätte und nun wieder alles trüber erscheint.
Der Mann blättert erneut in seinen Unterlagen.
"Gut. Vielen Dank für ihre Bereitschaft. Leider muss ich ihnen mitteilen, dass ihre derzeitigen Umstände keinen ausreichenden Grund liefern den Vertrag zu unserer Institution aufzulösen. Wir verstehen, dass sie aktuell Probleme haben und ihnen ihre Lage missfällt, aber..."
"Ernsthaft! Das alles hier nur um mir dann meine einzige Bitte zu verwähren?! Ich verstehe das nicht. Ich kann doch wohl selbst entscheiden, wenn etwas ausreicht um diesen Vertrag aufzulösen."
"Herr S. verstehen sie doch bitte, die Verträge unserer Kunden sind auf höchst komplexe und vielfältige Weise miteinander verbunden. Die Auflösung eines Kundenkontos zieht eine unfassbar aufwendige Veränderung aller verbundenen Konten mit sich. Und auch wenn sie vielleicht gerade nicht den Eindruck haben, auch ihr Konto ist mit anderen verwoben. Vorzeitige Vertragsauflösungen werden in den seltensten Fällen genehmigt."
"Und wenn ich einfach aussteige..."
"Herr S. ich bitte sie, die Folgen sie sind..."
"Gehen sie jetzt, ich denke wir sind fertig hier."
"Herr S. ich sehe mich gezwungen, sie erneut daran zu erinnern, dass ein Vertragsbruch nicht von Kundenseite ausgeführt werden sollte. Unser System... es ist..."
"Gehen sie."
Der Mann schaut ein letztes Mal auf seinen Kunden. Das verwaschene T-Shirt. Der fleckige Bart. Der Blick leer und das Gesicht erstarrt. Dann richtet er sich auf, verstaut die Unterlagen in der Aktentasche und verlässt die Wohnung. S hört wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. Er bleibt eine Weile sitzen, konzentriert sich auf das Geräusch seines Atems. Dann richtet er sich auf, stellt sein Wasserglas in die Spüle. Auf den Weg zu seinem Zimmer kommt er am Spiegel im Flur vorbei. Er sieht sich an, streicht über sein Kinn und spürt die Stoppeln. Dann dreht er sich um und geht ins Bad. Hinter sich lässt er die Tür ins Schloss fallen.