Samstag, 6. März 2010

Mein Seminar - Mein Herz

Heute abend werde ich meinen ersten vorgeschriebenen Artikel verfassen. Eigentlich bin ich kein Freund von sowas, aber ich merke immer wieder, wie ich in meinem Kopf die tollsten Artikel erdenke und am Ende nur einen Bruchteil davon auf meinem Blog kommt. Heute will ich das mal verhindern.

Wir haben gerade den Abend vom Mittwoch, dem 3.3.2010. Ich habe gerade mein 3. FÖJ-Seminar und diesmal nicht nur mit meiner Gruppe, sondern mit allen FSJlern und FÖJlern vom Landesjugendring. Rund 80 Leute. Und wie immer, wenn die Stimmung hier gerade traumhaft ist, befällt mich mein alter Freund Melancholie. Und diesmal will ich nicht nur traurig rumsitzen und den Kopf hängen lassen. Diesmal versuche ich diese Melancholie in eine Muse zu transformieren. Vielleicht in eine hässliche, aber immerhin in eine Muse.

80 junge Menschen. Um die 20 kenne ich nun schon ein bisschen länger. Und hier habe ich nun noch eine Menge an tollen Bekanntschaften dazugewonnen. Natürlich kenne ich nicht alle 80 Mann mit Namen und natürlich ist mir nicht jeder sympathisch, aber ich mag hier einfach diese Grundstimmung. Ich habe hier meine Vertrauten, wie Axel oder Theo und trotzdem kommen täglich neue Charaktere dazu. Dieses Treffen bringt die verschiedensten Menschen zusammen. Leute, die sich in der Disco nur misstrauisch und angwidert mustern würden, sitzen hier zusammen an einem Mittagstisch und sind in die interessantesten Gespräche vertieft. Die ökologische und soziale Botschaft ist zwar immer anwesend, aber sie stört nicht. Bendix hat es vorhin schön formuliert: "Hier kann man anders sein, irgendwie freier."

Die normalen Seminare sind schon schön, aber hier kommt noch ein ganz anderes Gefühl zum Tragen. Man geht viel freier auf die Leute zu. Ich würde diese Woche so gern genießen, aber ich verspüre jetzt schon das Gefühl von Abschied, Ich nenne jetzt schon viele Leute hier Freund. Oder Olli Schulz hat auch eine schöne Bezeichnung für sowas. Wenn er jemanden mag, dann zündet er eine Kerze in der Kathedrale seines Herzen für sie an. Und bei mir brennt zurzeit eine gigantische Ladung von Kerzen. Sie sind hier meine Freunde. Keine Studivz-Freundschaft, keine Bekanntschaft. Sondern Freunde. Und wenn es nur immer für 5 Tage innerhalb von 2 Monaten so ist. Ich danke Gott gerade so dafür. Für all diese krassen Kerle hier, für all diese wunderbaren Mädels. In der Hoffnung, dass sich hier nie so etwas wie "ich empfinde mehr für sie" hier einschleicht.

Ich will noch bis September regelmäßig mit diesen Leuten hier lachen und reden. Ich will fasziniert zuhören, wenn sich Theo und Erik über Kampfarten der Ritter und der Samurai unterhalten. Ich will mit Steffie und Elena dieses kindische Spaßgeflirte machen. Was dann nach dem FÖJ passiert?

Ich werde Gott gleichzeitig dafür verfluchen und danken, dass er mir für ein Jahr diese wunderbaren Menschen an meine Seite gestellt hat. Und dann werde ich irgendwann wieder nach Vorne schauen und gucken wer mich da erwartet. Und vielleicht sind ja sogar ein paar alte Gesichter mit von der Partie.

Danke.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich finds furchtbar, dass Freunde kommen und gehen. Sie sollten einfach immer bleiben.

KEKSesserin hat gesagt…

Wiedermal hast du den Nagel voll auf den Kopf getroffen! Es war wirklich ein tolles Seminar. Ich hab teilweise sogar mehr Zeit mit anderen Leuten verbracht, als mit denen aus meiner Gruppe und dennoch hat mir nichts gefehlt. 2 von den neuen Leuten haben sogar gesagt, sie kämen mich auf jeden Fall mal in Linum besuchen. Ich hoffe, dass es klappt.
Tja, dass Feunde kommen und gehen hab ich schon in diesem Jahr gelernt. Aber solange die Zeit schön war und man sich nicht im Streit trennt, sollte man versuchen, sich nicht zu sehr an die Vergangenheit zu hängen. Anstatt meinen Mädels hinterher zu trauern, geh ich offen auf neue Gesichter zu und die wirklichen Freunde bleiben, auch wenn man wieder einen neuen Raum seines Lebens betritt.

Matti hat gesagt…

wow...wieder einmal ein artikel, der mich begeistert. ein artikel der einem den lauf der zeit vor augen hält und der mir persönlich zeigt, wie unterschiedlich menschen mit freundschaft umgehen... wenn ich das lese (und das ist ja nicht der erste deiner artikel, der freundschaft thematisiert), wünsche ich dir immer, dass dein FSJ (oder FÖJ???) nie endet...
genieß es und sei dankbar dafür; fluchen soll man nämlich nicht.