Mittwoch, 22. Dezember 2010

Türchen Nummer 22

Damit wäre die GCC dann komplett. Heute darf der Micha von seinen Seemannsabenteuern erzählt. Boah, sorry war der Spruch billig. Im Ernst, Micha erlebt schon krassen Scheiß bei der Marine. Trotzdem werde ich mit diesem ganzen Armykram nicht warm. Kann er aber nix dafür. Und nun. Viel Spass!

Hey Leute,
vor gut einem Jahr bin ich von meiner ersten maritimen Reise zurückgekehrt. Die ersten Seemeilen waren abgerissen und ich fühlte mich richtig gut. Die Reise begann auf den Azoren.
1000km von jedem festen Land entfernt. Wir genossen die Segelvorausbildung bei angenehmen 20°C. Es war richtig schön da und nach dem Dienst gönnte ich mir auch das eine oder andere Bier in einer Bar.
Das schönste war ein Ausflug zu einem ehemaligen Vulkan und einigen Geysiren. Ich und eine Freund wurden den ganzen Tag von einheimischen geleitet. Die Reise fand in einem alten kleinen Fiat statt. Fünf Leute in so einem Auto und die Berge hoch...das Teil wäre fast zerfallen--> da kamen sofort Heimatsgefühle auf!!!

Der Abschluss war ein Essen mit Meerblick. Ich wollte irgendwas Typisches für die Azoren und bekam es auch...ich weiß bis heute nicht was es war!!! Aber der Ausblick war gigantisch. Wir sahen den Strand und kurz dahinter diese riesigen Wellen. Das war einer der Momente wo ich wusste dass ich bei der Marine richtig bin! Als wir dann endlich lossegelten begann der Alltag an Bord. Segelwache stehen(vergleichbar mit Schichtdienst), Unterrichte wahrnehmen, schlafen, essen und putzen!!!
Mehr gab es nicht zu tun:)

Als wir in Kiel ankamen war ich sehr froh. Die Reise war überstanden und mir hat es sogar großen Spaß gemacht. Die 12meter Wellen in der Biskaya gemeistert und die Kälte bezwungen. Ich fühlte mich richtig gut.
Als ich dann auch noch  meine wunderschöne Freundin und meine lieben Eltern wiedersah liefen mir fast die Tränen übers Gesicht.
Da weiß man erstmal was man an seinen Eltern hat:)
Fazit der Reise: TOP!!!

Vier Monate ging es schon wieder los...ein neues Abenteuer rief!
Ghana!
Ich war sehr viel nervöser als bei der Reise nach Portugal!!!
Es begann sehr schön. Ich saß im Flugzeug neben einem guten Kameraden und wir beobachteten die Landschaft unter uns. Die Alpen, das Mittelmeer und auf einmal nur noch gelbes Etwas...Die Sahara!!!
Als wir zum Landeflug ansetzten war klar dass wir in einer ganz anderen Welt landeten.
Erst in ca. 300-400 Metern Höhe sah man den Untergrund. Die Luftfeuchtigkeit war einfach erschlagend hoch!
Doch nicht nur das. Man sah nur zerstörte Gebäude und Sandwege, und das in der Hauptstadt!
Ich war das erste al geschockt aber machte mir weiter keine Gedanken.
Der nächste Schock für ein Dorfkind wie mich, waren die ganzen dunkelhäutigen Menschen! Ich bin kein Rassist aber es war trotzdem komisch nur dunkelhäutige um sich zu haben!!
Als der Bus losfuhr waren wir alle gespannt was noch kommen mag.
Wir sahen wie die dortigen Frauen ihr Geld verdienten und auch geteerte Straßen:)
Es war also halb so schlimm auch wenn die Frauen ein bisschen nervig waren. Jede 30Sekunden kam eine andere vor das Fenster und fragte ob ich ihr etwas abkaufe. Sie hatten alle riesige Behälter auf dem Kopf die mit Früchten gefüllt waren.
Wir fuhren weiter und es wurde dunkel(18:30). An jeder Ecke brannte ein Feuer und der Busfahrer fuhr wie der Henker!!!
Mir war unwohl! Als ich die Hafenanlagen sah und die Neonröhren des EGV's wusste ich wir sind gleich da und ich fühlte mich besser.
Der erste Eindruck war der Hammer.

Erst ein Tag auf dem Schiff und ich wollte schon Urlaub. Ich wollte unbedingt eine spezielle Tour mitmachen. Sie ging in den Urwald. Auf dem Weg dahin fuhren wir durch einige Elendssiedlungen und durch ein Fischerdorf das so ekelhaft stank das mir noch heute die Nackenhaare aufstellt!
Kurz nach diesem Fischerdorf gelangten wir in ein Ferienparadies! Wir saßen am Strand und genossen das Essen! Es gab sogar Bier und ich begann nachzudenken.
Warum gibt es hier solche enormen Disparitäten und warum sind diese Menschen so arm?? Liegt es an den Auswirkungen der Kolonialisierung oder gibt es andere Gründe? Wie kann ich diesen Menschen helfen?
Wir kamen zu einer Burg. Ich kaufte so viele Souvenirs wie ich konnte. Wahrscheinlich wollte ich mein Gewissen beruhigen. Ich war trotzdem in einem tiefen Tal.
Warum warum warum!?!?!
Ich hatte sogar fast vergessen mal meine Süße anzurufen. Wir waren an dem Tag der Tour ein Jahr zusammen. Sie saß in Forst in ihrem Zimmer und ich war in Ghana.

Ich dachte die ganze Reise über Ghana und die Zustände dort nach.
Es bedrückt mich noch heute!!!
Ich hätte heulen können als ich wieder auf dem Schiff war! Die Eindrücke waren einfach zu viel!!!

Ich sprach mit meinem Chef darüber und er erwiderte: Machen sie sich nicht soviel Gedanken. Die Menschen hier sind glücklich mit dem was sie haben. Sie brauchen kein Mitleid. Sie sind stolze Menschen!


Ob seine Argumente nun stimmen oder nicht, ich stelle mir trotzdem so einige Fragen: Was will ich erreichen in diesem Leben? Was ist Glück und wie erreiche ich es? Gibt es einen Weg auf dem wir entlang schreiten müssen?
Alles Gewissensentscheidungen die keiner so genau beantworten kann, denke ich.
Denkt doch mal nach und fällt eure Entscheidung!


Frohe Weihnachten

1 Kommentar:

Matti hat gesagt…

Die Antwort von deinem Chef klingt für mich nach akzeptierter Hilflosigkeit. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er Recht hat.

Aber es macht Spaß von dir zu lesen.