Mittwoch, 19. Dezember 2012

Türchen Nummer 18

Ich war dumm. Also mehr als sonst. Doch obwohl mich nun in letzter Zeit ein ständiges Aufblitzen von peinlichen Erinnerungen plagt, glaube ich, dass ich diesen Fehler machen musste. Ich hoffe ich habe niemanden mir geschadet. Außer mir, aber das bin ich von mir gewohnt. Worum es eigentlich geht:

Ich war in Weimar. In Gedanken aber schon viel länger, als ich es dann tatsächlich war. Ich musste mir etwas selber beweisen. Das ich noch Scheitern kann. Nicht nur in meinen Gedankenspielen, sondern auch so richtig. Ich hatte mich mit einer alten Freundin verabredet. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Und ich wusste, dass ich sie liebe. Hab sie all die Zeit in meinem Herzen getragen. Mal verborgen unter anderen Dingen, mal über alles andere strahlend. Und dann sah ich sie wieder. Und sie sagte mir, dass sie mich auch liebt. Doch nur eine Sache nicht passt. Ich bin keine Frau. Das war nichts neues für mich. Und trotzdem baute sich in mir in dieser ganzen Zeit der Trennung ein wunderbarer Irrglaube auf. Das Sehnsucht stärker sein kann, als so etwas wie sexuelle Orientierung. Ich scheiterte. Im Kleinen. Mit einem Lächeln, einer langen Umarmung und einen zärtlichen Biss in den Arm.

Wäre es dabei geblieben, wäre dieses Wochenende von Schmunzlern begleitet gewesen. Doch ich hatte einen Plan B. So wunderbar dumm. Ich betrank mich. Mit Plan. Mit Vorstellungen. Mit einer anderen Frau im Blick. Ich wartete ab und dann versuchte ich ihre Zuneigung zu gewinnen. Ich scheiterte. Ich benahm mich wie ein 14 jähriger und bekam dafür die Schmach. Der nächste Tag war von Kopfschmerzen bestimmt. Und etwas viel Schlimmeren. Kennt ihr dass, wenn ihr in Gedanken schweift und dann auf eine unangenehme Erinnerung stoßt und dabei sichtlich zusammenzuckt? Das hatte ich die ganze Heimfahrt über. Die Abstände werden länger, aber selbst jetzt passiert es noch manchmal.

Ich habe mich bei ihr schon entschuldigt. Es kam keine Rückmeldung. Aber halte ich sie nicht für jemanden, der die ganze Sache wirklich ernst genommen hat. Was die Sache natürlich nicht besser macht. Selten war ich so bescheuert wie an diesem Abend. Das war nicht das erste Mal, dass ich im betrunkenen Zustand dumme Sachen gemacht habe, aber noch nie war da soviel Vorsatz mit dabei. Waldmeister-Wodka als Freischein. Und trotzdem. Ich hab das leider wirklich gebraucht. Dieses große Scheitern. Es hat mich in vielerlei Sachen wieder auf den Boden zurückgeholt. Ich bin nicht der Typ für Flirten auf Partys und schon garnicht der im betrunkenen Zustand auf Frauen, selbst wenn die selbst betrunken sind, irgendwas besser macht. Und was wäre, wenn es funktioniert hätte? Was wäre, wenn ich neben der Dame am nächsten Morgen aufgewacht wäre? Ich bin nicht cool genug dafür, zuviele Synapsen, die bei solchen Situationen explodieren würden. Soll ich mit ihr reden?! Wie ist jetzt mein Facebook-Beziehungsstatus?! Wann reden wir über den Kinderwunsch?! Würde sie mich auf die nächste Comicmesse begleiten?! Liebe ich sie eigentlich....

Ich bin gescheitert. Und dafür bin ich gerade sehr dankbar. Ich bin ein Trottel. Und es steht mir. Wie angegoßen.


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1 Kommentar:

Matti hat gesagt…

Ist das wirklich passiert?